Kreis-FDP und die „liberale Lücke“

FDP – gibt‘s die noch? Ja. Beim gut besuchten Neujahrsempfang der Kreis-FDP im Schloss Fechenbach in Dieburg hatten die Liberalen am Sonntag keinen Zweifel, dass sie nach dem 6. März in den kommunalen Parlamenten stark vertreten sein werden.

Bilder von Neujahrsempfang am 24.1.2016 im Schloss Fechenbach in Dieburg
mit Spitzenkandidat Wilhelm Reuscher (MdL 2009-2013) und stellv. Landesvorsitzendem Moritz Promny

„Man hört gar nichts mehr von euch“, würden immer wieder Mitglieder an der Basis raunend den Oberen mit auf den Weg geben, war am Sonntag beim Empfang der Kreis-FDP zu hören. Seit die FDP aus der von Scheinwerfern und Fernsehkameras beleuchteten Bundespolitik verschwunden ist, tun sich auch die übrig gebliebenen Freien Demokraten in den Landes-, Kreis- und Kommunalparlamenten schwer, wahrgenommen zu werden.

Doch die Stimmung beim Wahlvolk ändere sich, in Prognosen liege die FDP aktuell bei fünf Prozent, „also im Aufwind“, wie einer der FDP-Gäste am Sonntag selbstironisch witzelte. „Wir können wieder an die Öffentlichkeit gehen, ohne gleich beschimpft zu werden“, brachte es Festredner Moritz Promny auf den Punkt. Der stellvertretende Landesvorsitzende der FDP Hessen aus dem Odenwaldkreis, junger Familienvater, ist einer der Hoffnungsträger der Liberalen.

Apropos Hoffnung: Dass sich kürzlich innerhalb weniger Wochen ein neuer FDP-Ortsverband für Otzberg gründete, der mit einer zwölf Personen starken Liste zur Kommunalwahl am 6. März antritt, zeige die Attraktivität des liberalen Gedankens, hob FDP-Landtagsabgeordneter Wilhelm Reuscher (Dieburg) hervor. Er wird im nächsten Kreisparlament an der Spitzenposition FDP-Urgestein Klaus-Jürgen Hoffie ablösen, der mit fast 80 Jahren zwar weiterhin voller Elan ist, aber doch den Weg nach vier Jahrzehnten im Kreisparlament nun für deutlich Jüngere freimacht.

„Im nächsten Kreistag werden wir auf jeden Fall vertreten sein. Rund 1,2 Prozent der Stimmen reichen schon für einen Sitz, bei 3,6 Prozent und drei Sitzen ist Fraktionsstärke erreicht“, erläuterte Hoffie dem Gast vom ECHO. Es werde ein spannender neuer Kreistag, denn es gelte sich dann wohl auch mit der AfD dort auseinander zu setzen.

FDP kämpft gegen Bevormundung

Dieser Partei weit rechts treibt das Flüchtlingsthema immer mehr Wähler in die Arme. Von einem „unglaublichen Organisationsversagen des Staates“ sprach auch FDP-Redner Moritz Promny in Dieburg. Überall, wo es um eine Bevormundung der Bürger durch den Staat gehe, sei die FDP der stärkste Garant der Freiheit. Die rund hundert FDP-Festgäste in Dieburg waren sich einig: Die in den letzten Jahren entstandene „liberale Lücke“ müsse schnellstens geschlossen werden.

Autor: Reinhard Jörs

(DARMSTÄDTER ECHO, 26.01.2016, Seite 17)